Führerschein ohne MPU: Kann man die MPU umgehen?

Bekomme ich meinen Führerschein auch ohne MPU zurück?

Eine MPU wird in der Regel nicht aus Spaß angeordnet. Sie hat zumeist plausible und unerlässliche Gründe, denn sie dient der Ergründung der Fahreignung eines Autofahrers, wenn dieser entsprechende Verstöße im Straßenverkehr begangen hat, die gegen seine Fahrtauglichkeit sprechen. Dies wiederum dient der Gewährleistung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.

Dennoch: Eine medizinisch-psychologische Untersuchung – kurz MPU – ist eine teure Angelegenheit, die sich nicht jeder Fahrer leisten kann oder möchte. Daher denken viele Fahrzeugführer darüber nach, den Führerschein im Ausland zu machen. Ob und wie das geht, welche Hürden es dabei zu überwinden gibt, Infos zum Thema „Führerschein fälschen“, „MPU kaufen“ und was legal, was illegal ist, lesen Sie in diesem Ratgeber.

EU-Führerschein aus Polen, Tschechien und Co.

Immer mehr Menschen besitzen einen Führerschein. 2014 waren es in Deutschland über 56 Millionen Menschen. Insgesamt hat Deutschland dabei eine Einwohnerzahl von rund 82 Millionen Bürgern. In diese Statistik vom Portal Statista wurden alle Personen ab einem Alter von 14 Jahren einbezogen. Nur etwas über 14 Millionen Menschen besitzen keinen Führerschein.

1999 wurde der EU-Führerschein eingeführt und zeitgleich auch die Führerscheinklassen EU-weit vereinheitlicht. Dieser EU-Führerschein berechtigt seinen Besitzer dazu, in allen EU-Staaten und jenen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR-Staaten), Auto zu fahren, da er dort auch Gültigkeit besitzt. So ist beispielsweise ein polnischer Führerschein in Deutschland ebenso gültig wie ein tschechischer. Vor einer Weile noch akzeptierten aber die deutschen Behörden keine ausländischen Führerscheine. Jetzt ist dies anders.

Das EuGH-Urteil

Der Europäische Gerichtshof – kurz EuGH – bildet die höchste juristische Instanz für sämtliche EU-Staaten. Am 26.04.2012 fällte der Europäische Gerichtshof ein Urteil (EuGH – C-419/10) zum Führerschein, der im Ausland erworben wurde. Dieses Urteil untersagt es nun deutschen Straßenverkehrsbehörden in einem anderen EU-Staat erworbene Führerscheine nicht anzuerkennen, da dies gegen die Grundsätze von Verständnis und Toleranz innerhalb der Europäischen Union verstieße.

Da es in anderen EU-Ländern keine MPU oder etwas Vergleichbares nach einem Entzug der Fahrerlaubnis gibt, aber ein Führerschein aus dem Ausland in Deutschland anerkannt wird, ist es nun tatsächlich möglich einen EU-Führerschein ohne eine MPU zu erhalten.

Mal schnell einen EU-Führerschein in Polen oder Tschechien kaufen, funktioniert also nicht, wenn sich der Käufer dabei nicht strafbar machen möchte. Stellt ein Polizeibeamter bei einer Verkehrskontrolle fest, dass der Führerschein im Ausland gemacht wurde und der Fahrer dabei zum Beispiel keinen dauerhaften Wohnsitz im Ausstellungsstaat hatte oder er die Fahrerlaubnis vor Ablauf der Sperrfrist erwarb, dann muss er mit einer Strafe rechnen. So darf nämlich ein EU-Mitgliedsstaat von einem anderen Informationen zum ordentlichen Wohnsitz anfordern.

Nichtsdestotrotz hat der sogenannte Führerscheintourismus durch das oben erwähnte EuGH-Urteil Berechtigung bekommen. In europäischen Ländern wie Polen oder Tschechien hat sich bereits vor einigen Jahren eine regelrechte Industrie in diesem Bereich entwickelt. Zahlreiche Agenturen bieten im Internet für Geld ihre Hilfe an, wenn ihre Kunden ihren Führerschein ohne MPU in Polen, Tschechien, Ungarn oder einem anderen EU-Staat erwerben möchten. Dafür wickeln sie alle behördlichen Verwaltungsgänge ab und organisieren sogar einen sechsmonatigen Wohnsitz für ihren Kunden.

Den Führerschein in Tschechien zu kaufen ist nunmehr kein illegaler Akt, sofern sich der Fahrer an die gesetzlichen Bestimmungen zum Erwerb eines Führerscheins im Ausland hält. Ungeachtet dessen ist es immer ratsam, sich die Verträge – insbesondere die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) – mit diesen Firmen genau anzuschauen und zu prüfen.

Führerschein fälschen und kaufen

Im Internet finden sich zahlreiche dubiose Anbieter, bei denen ein Fahrer angeblich für ein paar hundert bis tausend Euro einen gefälschten EU-Führerschein kaufen kann. Diese Unternehmen werben damit, dass hierfür nicht einmal eine Anreise notwendig ist und ziehen somit dem Führerscheinlosen das Geld aus der Tasche. Meistens handelt es sich hierbei um Betrüger.

Seien Sie also achtsam. Doch auch Kraftfahrer, die es schaffen sollten, einen gefälschten Führerschein illegal zu erwerben, sollten sich das zweimal überlegen. Die Fälschung kann gut sein oder zumindest so gut, dass die Kunden keine Fehler erkennen. Doch ein geschultes Auge kann schnell die Feinheiten unterscheiden. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die einen Polizisten stutzig machen können, sodass er seine Kontrolle genauer vornimmt. So können zum Beispiel auffällig viele Führerscheinklassen auf dem Dokument stehen, die ein junger Mensch mit 23 Jahren höchstwahrscheinlich noch gar nicht alle besitzen kann.

Wie schon erwähnt, ist diese Handlung illegal und ein gefälschter Führerschein kann so einige strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen: Der Tatbestand der Urkundenfälschung wird mit einer Geldstrafe sanktioniert oder aber mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Daneben macht sich der Täter natürlich auch des Fahrens ohne Fahrerlaubnis strafbar. Hier drohen eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr sowie eine hohe Geldstrafe, die meist in Tagessätzen (mindestens 180 Tage) abzuleisten ist. Mitunter kann die Polizei sogar das Fahrzeug einziehen, in dem der Täter gefahren ist. Dabei handelt es sich also durchaus um kein Kavaliersdelikt.

Führerschein ohne Fahrschule

Einen Führerschein zu kaufen, ohne eine Prüfung dafür abzulegen, ist besonders für Fahranfänger nicht zu empfehlen. Zudem ist dies illegal. Eine Prüfung zur Fahrtauglichkeit abzulegen und den Prozess des Fahrens zu erlernen und zu erproben, ist äußerst wichtig, um ein sicheres Fahrverhalten im Straßenverkehr und gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten.

MPU in Deutschland oder Führerschein im Ausland machen?

Freilich hätte gern jeder Kraftfahrer seinen EU-Führerschein zurück ohne eine MPU machen zu müssen. Es stellt sich nun die Frage, was die bessere Lösung darstellt: Eine Anmeldung zur MPU in Deutschland oder den Führerschein im Ausland ohne MPU kaufen? Letztlich müssen Betroffene diese Entscheidung selbst treffen.

Dass es durchaus rechtens ist, unter vorgeschriebenen Bedingungen, einen Führerschein im Ausland ohne MPU zu erwerben, ist oben im Text ausreichend beschrieben worden. Ein Autofahrer jedoch, der zur medizinisch-psychologischen Untersuchung bestellt wird, sollte sich dennoch der Bedeutung dieser bewusst werden.

Sicher – eine derartige Untersuchung existiert im europäischen Ausland nicht. Umso verlockender ist die Versuchung, den Führerschein ohne MPU zurückzubekommen. Dennoch bietet die MPU in Deutschland dem Fahrer eine neue Chance, um sein fehlerhaftes Verhalten einzusehen, sich zu bessern und so an seiner Fahrtauglichkeit zu arbeiten bzw. diese unter Beweis zu stellen.

In anderen Staaten in Europa gehen die Behörden gegen Verkehrsvergehen mit horrenden Bußgeldern vor. In Frankreich kostet beispielsweise eine Geschwindigkeitsüberschreitung von unter 20 km/h mindestens 135 bis 375 Euro, während hierfür in Deutschland lediglich 15 bis 35 Euro anfallen. Wer auf französischen Straßen 50 km/h zu schnell unterwegs ist, zahlt sogar bis zu 1.500 Euro. In Deutschland sind es 200 Euro. Fährt ein Fahrer in Frankreich mit über 0,8 Promille Auto, dann erwarten ihn neben zwei Jahren Haft, auch noch 4.500 Euro Geldbuße. In Deutschland drohen beim Verstoß gegen die 0,5-Promille-Grenze beim ersten Mal 500 Euro Bußgeld – neben zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot. Erst beim dritten Mal sind es 1.500 Euro und drei Monate Fahrverbot. Erst, wenn eine Gefährdung vorlag, kann hier neben dem Führerscheinentzug auch eine Freiheitsstrafe drohen.

Auch die Schweiz glänzt mit sehr hohen Geldbußen. Bereits ab Geschwindigkeitsverstößen von einem bis fünf km/h innerorts sind es 40 Euro. Bei 11 bis 15 km/h sind es schon 250 Euro. Allem darüber folgen neben Bußgeldern, Fahrverbote, strafrechtliche Anzeigen sowie der Führerscheinentzug.

So versuchen also die ausländischen Nachbarstaaten, Verkehrssündern Einsicht einzutreiben. Die MPU in Deutschland wird mit Vorbereitung in ihren Kosten zwar auch auf 1.000 bis 1.500 Euro gerechnet, demgegenüber steht aber die Selbstreflexion der eigenen Handlung. Verkehrsregeln sind natürlich nicht aus einem sinnlosen bürokratischen Akt heraus entstanden. Sie sollen für jeden Verkehrsteilnehmer Sicherheit auf den Straßen bieten. Darum ist ihr Einhalten auch so enorm wichtig. Dieses Verständnis soll den MPU-Teilnehmern vermittelt werden. Gerade Personen mit einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit können hier – besonders im Vorbereitungskurs – ihr Problem in den Griff bekommen, indem sie darüber nachdenken, wie es dazu kommen konnte und sich dann damit auseinandersetzen sowie eine geeignete Therapie durchführen.

Mit viel Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und einer realistischen Betrachtungsweise ist es auch gar nicht so schwer, die MPU zu bestehen und mit einem positiven Gutachten nach Hause zu gehen. Die Angst davor schüren andere: Nämlich unseriöse Anbieter, die nur Geld mit der Unsicherheit eines Teilnehmers verdienen wollen.

Achtung! – Unseriöse Anbieter zur MPU-Vorbereitung

Lassen Sie sich aber nicht von unseriösen Anbietern zur MPU-Vorbereitung beeinflussen. Diese werben damit, dass Sie mit Garantie die MPU bestehen, dafür aber nur einen Geringteil an Gebühren zahlen müssten, wie für eine richtige Vorbereitung. Zudem gibt es hier häufig versteckte Kosten, wie etwa für teure Arbeitsmaterialien oder Beratungsgespräche über kostenpflichtige Rufnummern. Genauso ist es fragwürdig, wenn ihnen hier Produkte verkauft werden, die Ihnen helfen sollen, wie etwa ein Shampoo, dass Drogenrückstände aus dem Haar wäscht.

Weiterhin machen diese unseriösen Anbieter ihren Kunden oft Angst, indem sie hohe Durchfallquoten zur MPU nennen, dabei besteht der Großteil der Teilnehmer diese in Wahrheit. Ein normaler Vorbereitungskurs wird in der Regel von einem gut ausgebildeten Diplom-Verkehrspsychologen durchgeführt. Dubiose Anbieter hingegen schicken hierfür sogenannte psychologische Berater, MPU-Coaches, Lebensberater oder Führerscheinberater vor, die den MPU-Teilnehmer nur unzureichend und mit irrsinnigen Tipps vorbereiten können.

Stutzig sollten Sie außerdem dann sein, wenn der Anbieter Sie dazu drängt, möglichst schnell und sofort einen Vertrag zu unterzeichnen. Auch das Werben mit einer Geld-zurück-Garantie spricht, zeugt nicht gerade von Seriosität.

Wenig hilfreich ist es zudem, wenn Ihnen geraten wird, sich eine glaubwürdige Geschichte auszudenken, mit der Sie bei der MPU den Verkehrspsychologen überzeugen sollen.

Der Psychologe erkennt solche Lügengeschichten in der Regel schnell, dahingehend wurde er schließlich geschult.

Die Finger sollten Sie von Anbietern lassen, die Ihnen anraten, ein positives MPU-Gutachten zu kaufen. Gutachten und Dokumente zu fälschen, ist eine Straftat. Auch ein illegaler Führerschein zählt dazu.

Auch ein ausländischer Führerschein kann in Deutschland eingezogen werden

Bekam ein Kraftfahrer ohne eine MPU seinen Führerschein zurück, weil er diesen im Ausland – beispielsweise in Tschechien – erworben hat, so ist zwar ein tschechischer Führerschein in Deutschland durchaus gültig (Voraussetzung ist selbstverständlich, dass dieser EU-Führerschein ohne MPU legal erworben wurde).

Dennoch hat dadurch der Fahrer keinen „Freifahrtschein“. Natürlich muss er sich trotzdem an die deutschen Verkehrsregeln halten. Wird er also im Inland zum Beispiel erneut mit Alkohol am Steuer erwischt, dann kann ihm die Polizei bzw. die Behörde auch den tschechischen Führerschein entziehen sowie auch ein Fahrverbot aussprechen und erneut eine Auflage zur MPU wegen Alkohol erteilen. Dieses Vorgehen ist ebenfalls durch Urteile belegt.

MPU-Gutachten kaufen?

Ein positives MPU-Gutachten kaufen? Das können Fahrer nur, wenn sie sich ausreichend auf ihre MPU vorbereiten und die MPU erfolgreich bestehen, denn die Kosten dafür müssen sie ja letztendlich selbst tragen. Aber ein MPU-Gutachten kaufen und dann vielleicht noch den Prüfer oder den Verkehrspsychologen bestechen, ist höchst strafbar. Wenn dies herauskommt, müssen die Täter mit hohen Strafen rechnen. Natürlich wird nicht nur der Führerscheinlose wegen Urkundenfälschung und Betrug angeklagt, sondern auch der Prüfer, der sich hat bestechen lassen.

Fazit – Führerschein im Ausland kaufen und in Deutschland damit fahren

Seit dem EuGH-Urteil im April 2012 erhält ein Verkehrssünder, der zum Beispiel mit Alkohol oder Drogen unterwegs war, seinen Führerschein auch ohne eine MPU zurück. Dafür muss er lediglich den Ablauf seiner Sperrfrist abwarten und für mindestens sechs Monate einen dauerhaften Wohnsitz im entsprechenden Land besitzen. Außerdem benötigt er natürlich das jeweilige Mindestalter, um ein Fahrzeug führen zu dürfen. Überdies darf der Führerschein-Anwärter eine Führerscheinklasse nicht doppelt besitzen. Hat er also schon eine adäquate Fahrerlaubnis – beispielsweise Klasse B – aus einem anderen europäischen Mitgliedsstaat, dann darf er diese nicht noch einmal machen.

Andernfalls wäre das Führerschein-Kaufen illegal und das wird streng geahndet. Firmen, die den Kauf des Führerscheins im Ausland anbieten, sollten von Ihnen skeptisch betrachtet und geprüft werden, damit Sie nicht Opfer von Betrügern werden.

Kraftfahrer sollten sich also bewusst überlegen, welche Lösung für sie am besten ist. Die MPU ist eine Chance, seine Verhaltensweisen zu ändern und es nicht mehr so weit kommen zu lassen. Der Führerschein aus dem Ausland und ohne MPU ist wiederum eine andere Möglichkeit, vielleicht auch der einfachere Weg, der aber vermutlich wenig Einsicht in die Köpfe von Verkehrssündern übermittelt. Dieses Ziel möchte im Gegensatz die MPU vermitteln. Sie soll keine Schikane sein, sondern einen Ausgangspunkt bieten, um noch einmal mit einer neuen Denkweise zu Sicherheit und Rücksichtnahme in den Straßenverkehr zu starten.

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Über den Autor

Leon K.

Leon gehört seit 2021 zum Team von fuehrerscheinfix.de. Als Redakteur schreibt er Ratgeber zu Verkehrsverstößen und zum Bußgeldverfahren. Außerdem verfasst er Pressemitteilungen und unterstützt uns im Lektorat. Leon hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften.