Das Wichtigste zum Anhalteweg
Der Anhalteweg beschreibt die gesamte Strecke, die ein Fahrzeug braucht, bis es zum Stillstand kommt. Das umschließt sowohl die Reaktionszeit des Fahrers als auch den tatsächlichen Bremsweg.
Der Anhalteweg ergibt sich aus der Summe vom Reaktions- und Bremsweg. Wie Sie diese beiden Variablen berechnen, lesen Sie hier.
Bei einem Tempo von 50 km/h und 4 Sekunde Reaktionszeit ist ein Anhalteweg von 27,5 m zu erwarten. Unsere Tabelle zeigt Ihnen weitere Beispiele für die gefahrene Geschwindigkeit und den jeweiligen Anhalteweg.
Es dauert, bis ein Kfz zum Stehen kommt
Inhalt
Die Bremsen gehören zu den wichtigsten Bestandteilen von einem Kraftfahrzeug. Sie kommen häufig zum Einsatz und sollten immer gut erhalten sein, sonst kann es zu Problemen kommen, wenn Sie das Kfz zum Stehen bringen möchten.
Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen, wie lang der Anhalteweg bei hohem Tempo werden kann. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: der reine Bremsweg sowie die Reaktionszeit. Denn der Fahrer muss den Bremsvorgang auch erst einmal in die Wege leiten.
Doch wie genau lässt sich der Anhalteweg eigentlich berechnen? Wie lang ist der Anhalteweg bei 50 km/h? Diesen Fragen geht der nachfolgende Ratgeber auf den Grund und informiert Sie umfassend.
Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg: Definition
Wie bereits erwähnt, beschreibt der Anhalteweg den ganzen Prozess, den ein Kfz zurücklegt, bis es steht. Um diesen ermitteln zu können, brauchen Sie zwei wichtige Informationen: den Bremsweg sowie den Reaktionsweg.
Letztere beschreibt die Zeit, welche Sie brauchen, um zu realisieren, dass Sie bremsen müssen. Das ist etwa der Fall, wenn plötzlich ein Hindernis auf der Straße auftaucht oder eine Ampel von grün auf gelb springt.
Da ein Fahrzeug nicht sofort stehenbleibt, wenn Sie die Bremse betätigen, ist auch der Bremsweg ein wichtiger Faktor. Damit wird die Zeit zwischen dem Betätigen der Bremse und dem Stillstand des Wagens beschrieben.
Doch wie genau können Sie diese beiden Faktoren für den Anhalteweg nun ermitteln? Fangen wir zunächst mit dem Bremsweg an. Hierbei spielt die gefahrene Geschwindigkeit eine zentrale Rolle. Es gilt folgende mathematische Formel:
Bremsweg (in m) = (Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10)
Nun ist der erste Schritt auf dem Weg zur Berechnung vom Anhalteweg getan. Als nächstes müssen Sie den Reaktionsweg ermitteln. Das menschliche Gehirn braucht nämlich einen kleinen Moment, um Informationen zu verarbeiten.
Das bedeutet, dass Sie mit dem Fahrzeug noch eine kleine Strecke zurücklegen, bevor Sie den Bremsvorgang einleiten, wenn Sie ein Hindernis auf der Fahrbahn erkannt haben. Sie können den Reaktionsweg folgendermaßen berechnen:
Reaktionsweg (in m) = (Geschwindigkeit ÷ 10) x 3
Der ermittelte Wert gibt die Strecke an, die Sie innerhalb von einer Sekunde zurücklegen. So lange brauchen Sie in etwa, um zu realisieren, was passiert und um auf die Bremse zu treten. Bei einer längeren Reaktionszeit wird die zurückgelegte Strecke entsprechend größer.
Bedenken Sie, dass die Berechnung vom Bremsweg mit dieser Formel nur angewendet werden kann, wenn optimale Bedingungen vorliegen. Eine nasse Straße, beschädigte Bremsen oder abgefahrene Reifen können die zurückgelegte Strecke zusätzlich beeinflussen.
Den Anhalteweg richtig berechnen
Da wir nun erläutert haben, wie Sie die beiden wichtigen Komponenten zur Berechnung vom Anhalteweg ermitteln, erhalten Sie jetzt die entsprechende Formel:
Bremsweg + Reaktionsweg = Anhalteweg
Damit wir nicht zu sehr in der Theorie verharren, wollen wir Ihnen nachfolgend einige praktische Rechenbeispiele an die Hand geben:
Anhalteweg bei 100 km/h
Bremsweg = (100 ÷ 10) x (100 ÷ 10) -> 100 m
Reaktionsweg = (100 ÷ 10) x 3 -> 30 m pro Sekunde
Anhalteweg = 130 m
Anhalteweg bei 50 km/h
Bremsweg = (50 ÷ 10) x (50 ÷ 10) -> 25 m
Reaktionsweg = (50 ÷ 10) x 3 -> 15 m pro Sekunde
Anhalteweg = 40 m
Anhalteweg bei 30 km/h
Bremsweg = (30 ÷ 10) x (30 ÷ 10) -> 9 m
Reaktionsweg = (30 ÷ 10) x 3 -> 9 m pro Sekunde
Anhalteweg = 18 m
Der Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung
Die eben berechneten Werte für den Anhalteweg basieren auf der Annahme, dass es sich um einen ganz normalen Bremsvorgang handelt. Es gibt aber auch Fälle, in welchen Sie als Fahrer eine Gefahrenbremsung durchführen.
Dabei wird das Bremspedal mit voller Kraft durchgetreten, um das Fahrzeug so schnell wie möglich zum Stillstand zu bringen. Dementsprechend ändert sich die Formel für die Berechnung vom Bremsweg. Sie lautet dann:
Bremsweg bei Gefahrenbremsung = [(Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10)] ÷ 2
Anhalteweg je Tempo: Tabelle
Die nachfolgende Tabelle stellt noch einmal übersichtlich dar, inwiefern sich der Anhalteweg bei einer normalen sowie einer Gefahrenbremsung verändert und wann das Fahrzeug letztendlich zum Stehen kommt:
Gefahrene Geschwindigkeit in km/h | Anhalteweg in m | Anhalteweg bei Gefahrenbremsung in m |
---|---|---|
200 | 460 | 260 |
190 | 418 | 237,5 |
180 | 378 | 216 |
170 | 340 | 195,5 |
160 | 304 | 176 |
150 | 270 | 157,5 |
140 | 238 | 140 |
130 | 208 | 123,5 |
120 | 180 | 108 |
110 | 154 | 93,5 |
100 | 130 | 80 |
90 | 107 | 67,5 |
80 | 88 | 56 |
70 | 70 | 45,5 |
60 | 54 | 36 |
50 | 40 | 27,5 |
40 | 28 | 20 |
30 | 18 | 13,5 |
20 | 10 | 8 |
10 | 4 | 3,5 |
Die Gefahren von überhöhter Geschwindigkeit
Diese Tabelle zeigt deutlich, welch großen Einfluss die gefahrene Geschwindigkeit auf den Anhalteweg hat. Das macht sich natürlich auch im Alltag bemerkbar und führt nicht selten zu schwerwiegenden Unfällen.
Sind Sie beispielsweise in einer 30er Zone unterwegs und ein Kind betritt plötzlich die Fahrbahn, sind die Chancen, dass Sie rechtzeitig bremsen können, sehr gering, wenn Sie sich mit einem hohen Tempo von 50 km/h oder mehr fortbewegen.
Ausbildung in der Fahrschule zum Anhalteweg
Im Rahmen der Führerscheinausbildung spielt der Anhalteweg in der Fahrschule eine wichtige Rolle. So lernen die angehenden Führerscheinbesitzer im Rahmen vom Theorieunterricht die entsprechenden Berechnungsformeln.
Diese sind vor allem in Hinblick auf die Theorieprüfung von großer Bedeutung, da den Prüfling in aller Regel mindestens eine Frage rund um den Themenblock Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg erwartet.
Bei Fahrschülern ist zudem die Fahrstunde häufig sehr beliebt, in welcher die Gefahrenbremsung geübt wird. Der Fahrlehrer wird Sie auffordern, das Fahrzeug stark zu beschleunigen. Dann gibt er ein Kommando (zum Beispiel „Stopp“) und Sie müssen das Fahrzeug so schnell wie möglich zum Stehen bringen.
Viele angehende Führerscheinbesitzer machen bei den ersten Versuchen den Fehler, die Bremse nicht vollständig durchzutreten. Allerdings ist diese Scheu unbegründet: Sie machen am Fahrzeug nichts kaputt, wenn Sie eine Gefahrenbremsung durchführen.
Gut zu wissen: Sind Sie bei plötzlichen Bremsmanövern nicht sicher, empfiehlt es sich, ein Fahrsicherheitstraining zu besuchen. Hier können Sie herausfinden, wie Ihr Auto in dieser Situation reagiert und was Sie tun sollten.
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